Forschung

Digitale Teilhabe im Alter

vier ältere Personen im vergnügten Austausch über die Nutzung von Smartphones

Neue SIM-Studie mit Beteiligung der KH Freiburg veröffentlicht

Digitale Medien sind aus dem Alltag älterer Menschen in Deutschland nicht mehr wegzudenken – und doch bleibt die digitale Kluft bestehen. Die jetzt veröffentlichte SIM-Studie 2024 („Senior*innen, Information, Medien“) zeigt eindrucksvoll: Immer mehr ältere Menschen nutzen digitale Geräte und Online-Angebote. Gleichzeitig bestehen erhebliche Unterschiede bei der digitalen Kompetenz, insbesondere im Bereich der digitalen Gesundheitsinformationen.

Die Studie wird vom medienpädagogischen Forschungsverbund Südwest (mpfs) (einer Kooperation aus der Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg (LFK) und der Medienanstalt Rheinland-Pfalz) zusammen mit der Katholischen Hochschule Freiburg durch Prof. Dr. Michael Doh, Professur für Digitale Transformation im Sozial- und Gesundheitswesen.

Digitalisierung im Alter: Fortschritte und Herausforderungen

Die Ergebnisse sind eindeutig: 87 Prozent der Menschen über 60 nutzen inzwischen das Internet – ein Anstieg um sechs Prozentpunkte gegenüber 2021. Besonders bemerkenswert ist der Zuwachs bei den über 80-Jährigen, bei denen die Internetnutzung um elf Prozentpunkte auf 62 Prozent gestiegen ist. Auch der Besitz digitaler Geräte wie Smartphones hat stark zugenommen.

„Wir beobachten einen erfreulichen Trend zur digitalen Teilhabe – gleichzeitig zeigen unsere Daten, dass die Kompetenzvermittlung mit diesem Tempo nicht mithält“, erklärt Prof. Dr. Michael Doh von der KH Freiburg. „Gerade im Bereich der digitalen Gesundheitskompetenz sehen wir große Defizite, die insbesondere für vulnerable Gruppen wie Hochaltrige oder Alleinlebende problematisch sind.“

Digitale Gesundheitskompetenz bleibt niedrig

Zwei Drittel der Befragten ab 60 Jahren verfügen über eine eingeschränkte digitale Gesundheitskompetenz – bei den über 80-Jährigen sind es sogar 83 Prozent. Dies betrifft unter anderem die Fähigkeit, Gesundheitsinformationen im Netz zu recherchieren und sinnvoll einzuordnen. Die KH Freiburg betont in diesem Zusammenhang die Bedeutung gezielter, niedrigschwelliger Unterstützungsangebote auf kommunaler Ebene.
Heterogene Lebensrealitäten erfordern differenzierte Lösungen
Die Studie weist auch auf starke Unterschiede hin: Männer mit höherem Einkommen und Bildungsgrad sowie stabilem sozialen Umfeld zeigen eine höhere „Digitalität“ – alleinlebende Frauen mit geringem Einkommen bleiben hingegen vielfach außen vor. Um digitale Teilhabe chancengerecht zu gestalten, sind differenzierte Angebote notwendig – besonders in ländlichen Regionen und strukturschwachen Gebieten.

KH Freiburg: Digitalisierung sozial gerecht gestalten

„Als Hochschule mit einem klaren Profil im Sozial- und Gesundheitswesen verstehen wir es als unsere Aufgabe, digitale Innovation mit sozialer Verantwortung zu verbinden“, so Prof. Doh. „Die SIM-Studie liefert wertvolle Erkenntnisse für Forschung, Praxis und Politik – und zeigt: Wir dürfen ältere Menschen in der digitalen Transformation nicht zurücklassen.“

Ansprechperson

Prof. Dr. Michael Doh

Professor für Digitale Transformation im Sozial- und Gesundheitswesen

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