Forschung

Therapie für die Seele

Ukrainische Fachkräfte schulen sich in Freiburg in Trauma-Therapie für vom Krieg betroffene Kinder

Wenn das NaDiya Projekt der KH Freiburg auf das Jahr zurückblickt, rückt eine Woche im Sommer besonders in den Fokus: die regelmäßigen wöchentlichen Weiterbildungen im Rahmen des Projekts NaDiya, die an der Katholischen Hochschule Freiburg in enger Zusammenarbeit mit der Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie im Kindes- und Jugendalter (KJP) des Universitätsklinikums Freiburg stattfanden.

In dieser heißen Sommerwoche an der KH Freiburg vollzogen 15 engagierte ukrainische Fachkräfte einen essenziellen Schritt zur Stärkung der psychischen Gesundheitsversorgung ihrer Heimat. Die curriculare Weiterbildung in Traumafokussierter Kognitiver Verhaltenstherapie (TF-KVT) begann an einem Montag und zog die Teilnehmerinnen eine Woche lang in ihren Bann. In 2025 wurden bereits über 40 Fachkräfte aus der Region Lviv in drei Einheiten an der KH Freiburg geschult worden. Für 2026 sind wieder drei Schulungen fest eingeplant. Parallel dazu führt die Hochschule sogenannte Refresherkurse in Görlitz durch.

Die Teilnehmerinnen – Psychologinnen, Ärztinnen, Pädagoginnen und Sozialarbeiterinnen – reisten an, um sich von den Expertinnen der KJP ausbilden zu lassen. Diese enge Kooperation ermöglichte ein 40-stündiges Intensivprogramm, das darauf abzielt, ukrainische Fachkräfte optimal auf die Behandlung traumatisierter Kinder und Familien vorzubereiten. Das Projekt wird von der GIZ (Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit) im Rahmen des globalen Förderprogramms Klinikpartnerschaften gefördert.

Dringlicher Bedarf: Fokus auf die jüngsten Opfer des Krieges

Die Notwendigkeit dieser speziellen Ausbildung ist immens.

„Wir haben das Pilotprojekt weiterentwickelt und fokussiert auf auf die Wünsche der Lviver Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutinnen. Wir arbeiten mit unserem Projekt Hand-in-Hand mit der Uniklinik und mit der Stadt Freiburg.“ hob der Projektleiter Prof. Dr. med. Claus H. Muke hervor.  

Dr. Halyna Levkiv, Projektkoordinatorin und selbst angehende Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin sieht in der Schulung auch die Chance voneinander zu lernen.

Prof. em. Dr. phil. Cornelia Kricheldorff, ehemalige Leiterin des Instituts für Angewandte Forschung der Katholischen Hochschule in Freiburg, wies auf die spezifische Lücke in der Versorgung hin:

„Für verwundete Soldaten existieren bereits einige Angebote, doch für traumatisierte Kinder fehlen sie weitgehend.“

Genau hier setzte das NaDiya-Projekt an. Das intensive Programm umfasst einen Mix aus Theorie und Praxis. zu den Grundlagen der Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS), diagnostischen Strategien und dem Aufbau von Elternfertigkeiten befassten.

Training mit dem Traumanarrativ

In Kleingruppen und im Plenum trainierten die Expertinnen unter Anleitung die Schlüsselkomponenten der TF-KVT. Dazu gehörten Rollenspiele zur Vermittlung von Psychoedukation, das Einüben von Entspannungsverfahren und der Umgang mit schwierigen Therapiesituationen an praktischen Beispielen und mitgebrachten Kasiustiken. Ein zentraler, tiefgreifender Bestandteil war die Arbeit am Traumanarrativ, der therapeutisch begleiteten Aufarbeitung des Erlebten.

Obwohl die Schulung sehr fordernd war – sie fand trotz großer Hitze statt und füllte die Tage komplett aus – nutzen die ukrainischen Fachkräfte die Zeit in Freiburg als ein wichtiges Durchatmen. Fernab des Kriegsalltags in der Ukraine konnten sie sich ganz auf ihre Weiterbildung konzentrieren. Das Projekt schuf einen wichtigen, ausschließlich weiblichen Raum für Austausch und die Aneignung von dringend benötigtem Fachwissen.

Die erfolgreiche Absolvierung der Schulung markiert einen wichtigen Erfolg des Projekts. Die Therapeutinnen kehrten mit neuen, evidenzbasierten Werkzeugen zurück, um die psychischen Wunden des Krieges zu versorgen.

NaDiya steht für weit mehr als eine Weiterbildung: Es steht für Kooperation über Grenzen hinweg, für gelebte Solidarität und dafür, wie Wissen und Begegnung Hoffnung schaffen können – selbst in Zeiten großer Unsicherheit.

Ansprechperson

Prof. Dr. med. Claus Muke

Professor

Dr. Halyna Levkiv

Akademische Mitarbeiterin

Prof.in. Dr. Cornelia Kricheldorff

Prof.in Dr. phil. Cornelia Kricheldorff

Professorin im Ruhestand

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