Neue Studie aus Stuttgart und Freiburg bestätigt hohe Wirksamkeit auch bei Ausbil-dungstherapeut*innen
Eine neue empirische Studie des C. G. Jung-Instituts Stuttgart, an der auch Prof. Dr. Christian Roesler von der Katholischen Hochschule Freiburg maßgeblich mitwirkte, liefert eindrucksvolle Belege für die Wirksamkeit der Jungianische Psychotherapie (JP) in ambulanter Behandlung – selbst dann, wenn sie von Therapeut*innen in Ausbildung durchgeführt wird. Die Untersuchung ist Teil eines internationalen Forschungsverbunds (INFAP3), der 2012 von Institutionen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz gegründet wurde, um wissenschaftliche Standards in der tiefenpsychologisch fundierten Therapie nach C. G. Jung zu etablieren.
„Unsere Ergebnisse belegen, dass die Jungianische Psychotherapie nicht nur wirkt, sondern auch erfolgreich an Ausbildungskandidat*innen vermittelt werden kann.“
– Prof. Dr. Christian Roesler, KH Freiburg
Die Ergebnisse sind für das deutsche Gesundheitssystem von besonderer Bedeutung: Nur durch empirische Wirksamkeitsnachweise können tiefenpsychologische Behandlungsverfahren wie die JP weiterhin von den gesetzlichen Krankenkassen anerkannt und erstattet werden. Im Rahmen gesetzlich vorgeschriebener Qualitätssicherung wurde daher am C. G. Jung-Institut Stuttgart über mehrere Jahre hinweg systematisch Therapieverlauf und -ergebnisse dokumentiert.
Starke Verbesserungen bei Depression und Lebensqualität
Untersucht wurden 104 Patient*innen, die zwischen 2015 und 2021 in ambulanter Psychotherapie behandelt wurden. Mithilfe wissenschaftlich validierter Fragebögen wurden Symptome, Persönlichkeitsstruktur und Lebensqualität vor und nach der Behandlung gemessen. Die Resultate zeigen signifikante Verbesserungen in nahezu allen Bereichen – insbesondere bei depressiven Symptomen, Zwangsstörungen sowie in Selbstwahrnehmung, Beziehungsgestaltung und allgemeiner psychischer Gesundheit. Die Effektstärken lagen im mittleren bis hohen Bereich (Cohen’s d = 0.56–1.17).
„Die Effektstärken sind vergleichbar mit jenen von erfahrenen Analytiker*innen – das spricht für die hohe Qualität der Ausbildung.“
– Prof. Dr. Christian Roesler, KH Freiburg
Einzig bei Essstörungen zeigte sich kein statistisch signifikanter Effekt. Die Forschenden betonen hier die Notwendigkeit interdisziplinärer und integrativer Ansätze sowie weiterer Forschung zu diesem Themenfeld.
Starker Ausbildungseffekt – schwache Datenlage bisher
Ein zentrales Ergebnis: Auch Therapeut*innen in Ausbildung, die unter Supervision arbeiten, erzielten vergleichbare Behandlungserfolge wie erfahrene Analytiker*innen in früheren Studien. Das ist bemerkenswert, da in der Forschung oft bezweifelt wird, ob Therapien durch in Ausbildung befindliche Fachkräfte ähnlich effektiv sind wie durch erfahrene Psychotherapeut:innen.
Das spricht für die Qualität der Ausbildung nach den Richtlinien der DGPT (Deutsche Gesellschaft für Psychoanalyse, Psychotherapie, Psychosomatik und Tiefenpsychologie) und die spezifischen methodischen Elemente der Jungianische Methode– wie Traumdeutung, Symbolarbeit und aktive Imagination.
Wissenschaftlicher Beitrag zur Anerkennung der Jungianische Methode
Die Studie ist Teil eines größeren wissenschaftlichen Projekts, das von INFAP3 getragen wird und auf eine flächendeckende empirische Absicherung der Jungianische Psychotherapie abzielt. Dafür wurde ein spezielles Dokumentationssystem (BADO) entwickelt, das standardisierte Erhebungen an mehreren Ausbildungsinstituten in Deutschland ermöglicht.
Mit dieser Untersuchung trägt das C. G. Jung-Institut Stuttgart zur Schließung einer wichtigen Forschungslücke bei: Der Effektivität von supervidierten Therapien während der Ausbildung – ein Bereich, der bislang kaum empirisch untersucht wurde.
Fazit
Die Psychotherapie nach Jung erweist sich in dieser Studie als wirksames Verfahren zur Behandlung psychischer Erkrankungen – auch unter realen Bedingungen in der psychotherapeutischen Ausbildung. Die Ergebnisse stützen die Forderung nach einer stabilen Verankerung der Methode im öffentlichen Gesundheitswesen und legen zugleich wichtige Grundlagen für zukünftige Forschung zu Langzeiteffekten, spezifischen Störungsbildern und dem Einfluss von Ausbildungsprozessen auf den Therapieerfolg.
Ansprechperson