Hochschule

Willkommen an der KH: Prof. Dr. Markus Textor stellt sich vor

Prof. Dr. Markus Textor im Interview

Seit dem Wintersemester ist Prof. Dr. Markus Textor neuer Professor für Soziale Arbeit an der Katholischen Hochschule. Mit langjähriger Erfahrung in Praxis und Forschung bringt er frische Impulse in die Lehre und in die Weiterentwicklung des Fachbereichs. Wir haben die Gelegenheit genutzt, ihn für ein kurzes Interview zu treffen und mehr über seine Schwerpunkte, seine Motivation und seine Perspektive auf die Soziale Arbeit zu erfahren.

Professor Markus Textor, was hat Sie an der Position an unserer Hochschule für Soziale Arbeit besonders gereizt?

Besonders gereizt hat mich in erster Linie die Denomination „Soziale Arbeit mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen“. Da ich sowohl mit Jugendlichen geforscht als auch in der sozialarbeiterischen Praxis gearbeitet habe, wollte ich mich in diesem Feld weiter vertiefen. An der KH möchte ich Studierende auf die Arbeit mit Jugendlichen vorbereiten und die Jugendforschung weiter vorantreiben.

An der KH als Hochschule hat mich vor allem der gute Ruf gereizt. Die KH genießt bei den einschlägigen deutschlandweiten Rankings jedes Jahr Spitzenpositionen, vor allem im Bereich der Studierendenzufriedenheit. Da ich selbst an einer Hochschule für angewandte Wissenschaften (HAW) studiert habe, weiß ich, wie wichtig das ist. Zudem hat mir imponiert, dass hier an der KH recht viel geforscht wird. Die Verzahnung von Forschung, Theorie und Praxis finde ich im Kontext der Sozialen Arbeit besonders sinnvoll.

Welche Themen oder Schwerpunkte in der Sozialen Arbeit liegen Ihnen besonders am Herzen – in Lehre und Forschung?

Ich selbst komme aus der Jugendhilfe und habe die meiste Zeit meiner Praxis in den ambulanten Hilfen zur Erziehung gearbeitet. Weiter habe ich in der Jugendarbeit, an einem SBBZ (ESENT) und in der Antidiskriminierungsarbeit und       -politik gearbeitet, was ebenfalls wegweisend für mich war. In der Forschung bin ich neben dem Jugendschwerpunkt vor allem im Bereich der Rassismus- und Diskriminierungsforschung angesiedelt. Dabei interessiert mich ganz besonders, wie Menschen in solchen Machtverhältnissen Handlungsfähigkeit (agency) bekommen können. Diese Themen werden für mich auch in der Zukunft relevant sein. Derzeit befasse ich mich zudem auch theoretisch mit Sozialer Arbeit. Hierbei interessiert mich vor allem, welche Rolle Subjektivierungsprozesse im Kontext der Sozialen Arbeit spielen könnten. Diesbezüglich erscheint übrigens nächstes Jahr auch ein Buch von mir und zwei Kolleg*innen aus Luxemburg.

Wie würden Sie Ihren Lehrstil beschreiben und was ist Ihnen in der Arbeit mit Studierenden besonders wichtig?

In erster Linie würde ich mich als verlässliche und transparente Lehrperson beschreiben. Ich möchte, dass die Studierenden eine Ansprechperson haben, die sie in ihrem Lernprozess konstruktiv begleitet. Ebenfalls ist es mir wichtig, dass die Studierenden wissen, woran sie sind. Was sind die Inhalte und Ziele einer Lehrveranstaltung? Was bedeuten die Inhalte für die Praxis? Wie sieht die Prüfungsleistung aus? Darüber hinaus möchte ich zu einem kritischen Denken anregen. Ein Studium der Sozialen Arbeit bedeutet für mich nicht nur, Wissen anwenden zu können, sondern auch gesellschaftliche Wissensbestände hinterfragen zu können.

Wie sehen Sie die Rolle der Sozialen Arbeit in der heutigen Gesellschaft – und wo sehen Sie aktuell die größten Herausforderungen?

Die Soziale Arbeit steht heute vor so vielen Herausforderungen wie vielleicht noch nie. Globale und wirtschaftliche Krisen bedrohen nicht nur den gesellschaftlichen Zusammenhalt, sondern auch die Lebensverhältnisse vieler Individuen. Die Soziale Arbeit wird sich diesen Problemen zwar annehmen, doch ist ihre eigene Existenz teilweise schon prekär. Sie ist abhängig von sozialstaatlichen Akteur*innen und der politischen und wirtschaftlichen Großwetterlage. Diese Abhängigkeit zeigt sich oft in den Arbeitsbedingungen der Sozialen Arbeit. Es gibt zwar fast überall Jobs, doch nicht wenige sind befristet und fast alle sind unzureichend bezahlt. Obwohl viele Träger tarifgebunden sind, gibt es leider noch zu viele Einrichtungen, in denen Mitarbeitende prekär beschäftigt sind und untertariflich arbeiten müssen. Dies müsste sich meiner Auffassung nach verändern. Gewerkschaften und Berufsverbände bieten hier Unterstützung an und bündeln die Interessen der Arbeitnehmenden. Eine Soziale Arbeit, die sich den massiven Problemen unserer Zeit annehmen und ihr politisches Mandat wahrnehmen soll, braucht ein sicheres Fundament. Das heißt in erster Linie sichere Verträge, gute Arbeitsbedingungen und faire Bezahlung.

Wir freuen uns sehr, Prof. Dr. Markus Textor an der KH willkommen zu heißen, und wünschen ihm einen guten Start sowie viel Erfolg in seiner neuen Rolle!
 

Zur News-Übersicht