Alumni­Spotlight

Wie zwei KH-Alumni mit der ChildHood Design UG und dem Wickelboard neue Wege in der Sozialen Arbeit gehen

Von der Bachelorarbeit zum innovativen Start-up mit sozialem Anspruch

Holger Bauer und Niklas Schäfer, Absolventen der Katholischen Hochschule Freiburg, haben mit dem Wickelboard eine barrierearme Wickelmöglichkeit für den öffentlichen Raum entwickelt. Ihr Ziel: Familienfreundlichkeit sichtbar machen – und neu denken.

Ein Studienstart, der vieles veränderte

Für Niklas war der Studienbeginn an der KH Freiburg prägend – in mehrfacher Hinsicht: „Ein ganz besonderes Highlight war aber tatsächlich der allererste Tag: Beim Abholen des Studienausweises stand ich in der Schlange und traf dort auf die Kommilitonin, die heute meine Frau ist und mit der ich inzwischen eine Tochter habe.“
In Freiburg fand er genau das, wonach er gesucht hatte: „Ich war auf der Suche nach einem Studienort, an dem sich Theorie und Praxis sinnvoll ergänzen – und genau das habe ich an der KH Freiburg gefunden.“ Besonders überzeugt haben ihn das praxisnahe Studienkonzept, die persönliche Atmosphäre und der gesellschaftliche Fokus des Studiengangs.
Holger schätzte vor allem die Arbeitsweise während des Studiums: „Das gemeinschaftliche Arbeiten mit der Freiheit, einen eigenen Weg zur Planung oder Realisierung des Projekts zu suchen, ist eine Art zu arbeiten, die mir sehr liegt und die ich an der KH oft anwenden konnte.“ Im Seminar zum Projektmanagement lernte er, wie man Projekte strukturiert angeht – und konnte dieses Wissen direkt in einem medienbezogenen Projekt mit Langzeitarbeitslosen anwenden.

Zwei Wege, ein Ziel

Die zündende Idee für Wickelboard entstand im Jahr 2018 – aus einer Alltagssituation heraus. „Am Anfang stand einfach die Frage: ‚Kann man das nicht besser machen?‘“, erinnern sich die beiden. Schnell entwickelten sie erste Skizzen und ein Konzept, wie man Wickeln im öffentlichen Raum kindgerechter und barrierearmer gestalten könnte.
Höhepunkt dieser Phase war ihre gemeinsame Bachelorarbeit. „Wir haben nicht nur theoretisch fundiert über das Thema Wickeln, den öffentlichen Raum und über den Auftrag der Sozialen Arbeit für vulnerable Gruppen geschrieben, sondern parallel auch einen praktischen Modellversuch gestartet, indem wir den ersten Prototyp unseres Wickelboards auf dem Kinderabenteuerhof Freiburg aufgebaut und die Nutzung evaluiert haben.“

Der Schritt in die Gründung

Die Entscheidung, nach dem Studium weiter an der Idee zu arbeiten, war schnell getroffen. „Für uns war klar, dass wir nach unserem Studium an der Idee weiterarbeiten möchten und die Ergebnisse der Thesis zeigten, dass wir auf einem guten Weg mit Wirksamkeit sind.“
Doch dann stellte sich die Frage: Wie gründet man eigentlich ein Unternehmen? „Wir mussten uns einarbeiten und ganz viele Unklarheiten zum Thema (social) Entrepreneurship beseitigen und die Grundlage schaffen, um überhaupt weiter an unserer Idee zu arbeiten.“ Dabei half ihnen unter anderem das Social Innovation Lab des Grünhofs.

Lernen durch Praxis

Seit der Gründung sind Holger und Niklas für alle Bereiche selbst verantwortlich – von Produktentwicklung bis Buchhaltung. „Da wir aktuell noch alle Bereiche wie Kundenkommunikation, Produktentwicklung, Marketing oder Buchhaltung selbst machen, konnten wir überall sehr viele Skills dazulernen und auch unser Standing für die familienfreundliche Stadtgestaltung und das Sichtbarmachen der Bedürfnisse unserer Zielgruppe festigen.“
Der Unterschied zur Arbeit an der Bachelorarbeit war deutlich spürbar: „Die größte Entwicklung war wahrscheinlich vom primären theoretischen Arbeiten im Rahmen unseres Studiums und der Bachelorthesis hin zum konkreten praktischen Umsetzen.“

Vision: Teilhabe von Anfang an

Die Vision der beiden ist klar formuliert: „Wir wollen mit dem Wickelboard frei zugängliche Wickelmöglichkeiten im öffentlichenRaum etablieren – angefangen bei Städten und Gemeinden in Deutschland.“ Dabei gehe es nicht nur ums Wickeln: „Auch das Füttern und Stillen soll im öffentlichen Raum selbstverständlicher werden. Teilhabe beginnt für uns dort, wo auch die kleinsten Menschen mitgedacht werden.“

Soziale Verantwortung – ganz konkret

Für Holger und Niklas bedeutet soziale Verantwortung, sich für die einzusetzen, die selbst keine Stimme haben. „Gerade bei der Arbeit am Wickelboard wurde uns bewusst, wie viel Verantwortung wir übernehmen, wenn wir eine Lösung für diese besonders vulnerable Gruppe entwickeln, die auf so viel Schutz und Sicherheit angewiesen ist.“
„Wir achten dabei ganz bewusst auf Aspekte wie den Schutz der Intimsphäre und schaffen einen Rückzugsort im öffentlichen Raum, der geschlechtsneutral und frei zugänglich ist.“ Wichtig sei ihnen, dass alle Menschen – unabhängig vom Geschlecht – draußen wickeln können, ohne sich unwohl oder ausgegrenzt zu fühlen. Diese Haltung sei nicht neu: „Diese Haltung, die Bedürfnisse aller Menschen im Blick zu haben und inklusive Lösungen zu schaffen, hat sich für uns durch das gesamte Studium gezogen und wird heute in unserer Arbeit ganz konkret lebendig.“

An die Studierenden von heute: Denkt größer!

Was würden die beiden heutigen Studierenden raten, die selbst eine Projektidee verfolgen möchten? „Wir raten allen Studierenden, die eine Idee haben, dass sie unbedingt dranbleiben sollen und nicht Gedanken wie ‚das klappt bestimmt eh nicht‘, ‚das kann man bestimmt nicht machen‘ oder ‚ich gehe lieber den einfachen Weg‘ nachgeben sollen.“
Sie sehen in der Bachelorthesis eine große Chance: „Es ist sicher mehr Aufwand, sich einem größeren Thema mit Projektcharakter in einer Bachelorthesis zu widmen, aber wir würden es jederzeit wieder so machen.“
Und noch etwas wollen sie weitergeben: „Gerne auch mal außerhalb der gewohnten Konzepte denken und mit den Dozent*innen über eure Ideen ins Gespräch kommen.“

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