Prof.in Dr. Cornelia Kricheldorff geht in den Ruhestand


09.07.2020 | Abschied von der KH

Liebe Studierende und liebe Kolleg*innen,

zum Wintersemester 2002/2003 kam ich als neu berufene Professorin an die damalige Katholische Fachhochschule Freiburg, die als KFH in der Region bekannt und eine Art Markenzeichen war. Zum Ende des Covid-19-bedingten, ungewöhnlichen Sommersemesters 2020 verlasse ich die KH Freiburg, wie sie inzwischen heißt, nach befriedigenden und erfolgreichen 18 Jahren, die für mich im Rückblick angefüllt sind mit einer Vielzahl prägender und guter Erfahrungen und menschlichen Begegnungen. Diese Zeit ging wirklich rasend schnell vorbei und sie hatte für mich sehr verschiedene Facetten, die nur in der Summe zu fassen und zu begreifen sind.

Als Professorin für Soziale Gerontologie und Soziale Arbeit im Gesundheitswesen konnte ich das Profil in diesem gesellschaftlich hoch relevanten und zunehmend wichtiger werdenden Praxisfeld der Sozialen Arbeit mit älteren Menschen und in pflege- und gesundheitswissenschaftlichen Kontexten deutlich schärfen und stärken. Die Lehre und die Arbeit in studentischen Projekten habe ich immer äußerst genossen, sowohl in der Sozialen Arbeit, meiner eigentlich fachlichen Heimat, als auch in den Pflege- und Gesundheitsstudiengängen. Der Austausch mit den Studierenden im Rahmen von Vorlesungen und noch stärker in Seminaren sowie das kritische Ringen um fachliche Positionen waren für mich der wichtigste und zentrale Aspekt meiner Lehrtätigkeit. Dafür danke ich allen aktuellen und auch den ehemaligen Studis, von denen mir heute viele als erfolgreiche Expert*innen in der Fachpraxis wieder begegnen. Eine sehr befriedigende Erfahrung! Sehr intensive Begegnungen mit Studierenden ergaben sich in den vielen internationalen Seminaren, vor allem mit der Nationalen Jurij-Fedkowytsch-Universität Czernowitz, unserer Partnerhochschule in der Ukraine, ermöglicht und gefördert vom DAAD - ebenso im Projekt PAGEL in Tbilisi/ Georgien und im vergangenen Jahr auch in Japan. Als Anerkennung für die intensive Zusammenarbeit habe ich im Jahr 2017 von der Jurij-Fedkowytsch-Universität die Ehrendoktorwürde verliehen bekommen – eine außergewöhnliche Erfahrung, verbunden mit einer großen Zeremonie im historischen Marmorsaal der ehemaligen Residenz des griechisch-orthodoxen Metropoliten und gleichzeitig auch eine Anerkennung für die Bedeutung der langjährigen Kooperation mit unserer Hochschule

Gemeinsam mit mir, wenn auch in unterschiedlichen Rollen, hat die erste Studierendenkohorte das Studium der Sozialen Arbeit an der KFH begonnen - vorher waren Sozialarbeit und Sozialpädagogik getrennte Studiengänge. Mit der Anerkennung als eigenständige Fachwissenschaft durch die Hochschulrektorenkonferenz (HRK) und die Kultusministerkonferenz (KMK) im Jahre 2001 waren für die hochschulische Ausbildung der Sozialen Arbeit die Weichen neu gestellt worden. Zunächst noch mit dem Abschluss Diplom, dann mit der Einführung von Bachelor-und Masterstudiengängen wurde der Weg für Studienreformen gebahnt, die die Frage nach der eigenen Wissens- und Wissenschaftsbasis Sozialer Arbeit, nicht zuletzt auch als Emanzipationsakt gegenüber den bis dato im Studium noch sehr dominanten Bezugswissenschaften, neu stellte und immer noch stellt.

In der Akkreditierung der dann neu entwickelten B.A.- und M.A.- Studiengänge wurde Forschung ein zunehmend wichtigeres Thema. Insgesamt haben wissenschafts- und hochschulpolitische Trends und Entwicklungen der letzten Jahre den Druck auf die Hochschulen für Angewandte Wissenschaften, sich in der Forschung deutlicher zu profilieren, spürbar erhöht. Wichtige Aspekte für uns sind dabei die wissenschaftliche Reputation der KH Freiburg, der Einfluss der Forschungsstärke bei der Positionierung in Hochschulrankings, aber auch die Schaffung von Arbeitsplätzen für den akademischen Nachwuchs im hochschulischen Mittelbau und damit auch die Verbesserung von Karrierechancen für Absolvent*innen.

Als Prorektorin für Forschung und Weiterbildung – diese Position hatte ich an unserer Hochschule durchgängig seit 2007 – habe ich mich intensiv bemüht, die KH Freiburg in diesem Kontext gut aufzustellen. Das war auch möglich weil ich in dieser Zeit als Institutsleitung des IAF, bisher das zentrale In-Institut für Forschung, Entwicklung und Weiterbildung, dessen Profil stärken und weiterentwickeln durfte. In diesem Kontext konnte ich erkennbare Bedarfe und innovative Ideen aus der Fachpraxis und aus dem Kreis der Kolleg*innen aufgreifen und gemeinsam realisieren. So ist die KH Freiburg beispielsweise von Beginn an mit drei erfolgreichen Forschungsschwerpunkten (FSPs) auf der Forschungslandkarte der HRK vertreten, die 2009 erstmals erstellt und veröffentlicht wurde. Im FSP Versorgungsforschung in Gerontologie, Pflege und Gesundheitswesen war ich seitdem als Sprecherin koordinierend tätig und ich konnte in diesem Rahmen in den vergangenen Jahren in nennenswerter Höhe Drittmittel einwerben, Forschungsprojekte erfolgreich durchführen und umfangreich publizieren. Nicht zuletzt damit waren die Jahre im IAF sehr arbeitsintensiv, aber auch kreativ – gemeinsam im Team konnten neue Formate in Weiterbildung und Forschung entwickelt und ausprobiert werden.

Dies alles war aber nur möglich, weil ich die Freiheit zur Gestaltung und die uneingeschränkte Wertschätzung der Hochschulleitung erfahren durfte. Die Arbeit im IAF war immer auch Teamarbeit, der Erfolg ein gemeinsamer - in enger Kooperation mit meiner Stellvertreterin, mit den Institutsassistent*innen, den Forschungskoordinator*innen und den vielen akademischen Mitarbeiter*innen in den Forschungsprojekten. Ich bedanke mich auch bei allen Kolleg*innen für Ihr Mitwirken und ihr Engagement in den von mir geleiteten beiden Senatskommissionen Forschung und Weiterbildung und bei den Professor*innen, die sich als Projektleitungen bei Drittmittelanträgen und in Forschungsprojekten aktiv eingebracht haben. Mein Dank geht auch an die Kolleg*innen in der gesamten Verwaltung und in den Servicebereichen der Hochschule, durch die die Bewältigung der Fülle meiner Aufgaben und Zuständigkeiten überhaupt erst möglich gemacht wurde.

Nun gehen 18 tolle und befriedigende Jahre zu Ende. Im Rückblick war meine Zeit an der Hochschule durchgängig geprägt von stetiger Veränderung und zahlreichen Reformen in Hochschulstruktur, Qualitätsmanagement und in den Studiengängen. Die KH Freiburg ist und bleibt ständig in Bewegung und damit wird die Arbeit nie langweilig. Erinnerung und Rückblick - Aufbruch und Neubeginn - in Bewegung sein und neugierig bleiben – das alles steht nun bei mir an. Nach einer Verlängerung von drei Semestern nehme ich als Professorin und Prorektorin Abschied von der Hochschule. Mit dem Übergang in die nachberufliche Phase habe ich mich schon in meiner Dissertation beschäftigt. Theoretisch bin ich gut vorbereitet – der Praxistest kommt jetzt und ich bin gespannt!

Prof. Dr. Cornelia Kricheldorff

© Foto: Cornelia Kricheldorff
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Professorin im Ruhestand
Prof.in Dr. phil. Cornelia Kricheldorff

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